Wir haben Buntes Leben Stiften am 6. Dezember 2016 gegründet.
Anders auch im Alter
Insbesondere alte und hochbetagte Lesben, Schwule, Bi-, Trans- und Intersexuelle (LSBTI) haben eine Geschichte der Kriminalisierung, der medizinischen Pervertierung und der gesellschaftlichen Ausgrenzung. Diese Zustände haben sich in Mitteleuropa mit der aufkommenden Liberalisierung im Kontext der 1968er Bewegungen maßgeblich verändert. Nachwachsende Generationen können ihre sexuelle und geschlechtliche Identität weitaus offener und unbehelligter leben, als frühere dies konnten.
Jedoch ist die Homophobie in unserer Gesellschaft noch immer nicht überwunden. Gerade in Zeiten zunehmender konservativer und rechter Kräfte, erfährt Andersartigkeit eine erneut aufkeimende Bedrohung. Hinzu kommt, dass Einrichtungen der herkömmlichen Seniorenhilfe und –pflege weitestgehend nicht auf die Gruppen der LSBTI vorbereitet sind. Ebenso hat die Seniorenpolitik die Interessen und Bedürfnisse von LSBTI noch nicht im Blick.
Eine Passivität vor dem eigenen Altern im Sinne eines „Zuwartens – es wird schon gut gehen“ birgt nicht nur für LSBTI die Gefahr einer Einschränkung oder gar des Verlusts der Selbstbestimmung und der Autonomie. Zustände der Hilfs- und Pflegebedürftigkeit können sehr schnell in ungewollte Abhängigkeitssituationen führen. Dies ist ein gesamtgesellschaftliches Phänomen, für LSBTI in besonderer Weise.1
Die Herausforderung für LSBTI liegt zum einen darin, im Alter in Gemeinschaften zu leben, die sie nicht diskriminieren. Zum anderen leben LSBTI häufiger alleine und können im Vergleich zu heterosexuellen Menschen weniger auf familiäre Unterstützung zurückgreifen. Damit sind sie angewiesen auf sogenannten Wahlfamilien, in denen sie aktive Unterstützung erfahren und geben.
Befragungen und Studien zeigen, dass LSBTI nicht unbedingt in spezifischen Einrichtungen leben wollen. Hingegen haben Sie Angst davor, alleine unter ansonsten heterosexuellen Menschen zu sein. Sie möchten auch im Alter mit Gleichgesinnten zusammen integriert sein in der Gesamtgesellschaft.
Als Stiftung wollen wir LSBTI dazu animieren und unterstützen, Netzwerke und gemeinschaftliche Wohnprojekte zur gegenseitigen Sorge aufzubauen. Gleichzeitig möchten wir die Verantwortlichen der Altenhilfe, der Politik und weitere Akteure des gesellschaftlichen Lebens für die Bedürfnisse älterer LSBTI sensibilisieren. Unser Ziel liegt in einer „lebensweltakzeptierenden sozialen Teilhabe im Alter“, einhergehend mit einer Mischung aus selbstgewählter freundschaftlicher Unterstützung und professionellen Hilfsangeboten.
1. Siehe 7. Altenbericht der Bundesregierung